EZB weitet Anleihenkäufe aus

Dem zwei prozentigen Inflationsziel des Euroraums verpflichtet, kündigte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi an, dass die EZB weitere geldpolitische Maßnahmen, in Form von massiven Anleihenkäufen – quantitative Lockerung (QE) – setzen wird. Damit soll die aufkommende Deflation und die damit einhergehende weitere Schwächung der Wirtschaft bekämpft werden.

Die EZB wird ab März 2015 bis September 2016 monatlich Staats- und Unternehmensanleihen im Wert von 60 Mrd. Euro kaufen. Daraus soll sich bis zum Ende des Zeitraums ein Gesamtwert von 1.140.000.000.000 Euro ergeben.

Die Maßnahme ist unter ÖkonomInnen als auch den Mitgliedstaaten nicht unumstritten, da die Effekte auf die Realwirtschaft, auf die Kreditvergabe und auf die Inflationsrate nur schwer vorherzusagen sind. Ein Überblick über die möglichen Auswirkungen:

Wechselkurse und Exporte

Durch die Steigerung der Geldmenge kommt es zu einer Abwertung des bis jetzt sehr starken Euro. Von dieser Abwertung und dem daraus resultierenden niedrigeren Wechselkurs könnten vor allem Unternehmen profitieren, die ihre Waren aus dem Euroraum exportieren. Diese Waren werden billiger und somit attraktiver.

Geldpolitik und Einkommens- und Vermögensungleichheit

Derartig massive geldpolitische Maßnahmen könnten laut ExpertInnen, die Kluft zwischen Arm und Reich weiter auseinander treiben. Dies ergibt sich daraus, dass Einkünfte auf Finanzmärkten überproportional steigen. Ärmere Schichten, welche ihr Einkommen hauptsächlich aus Arbeit lukrieren, profitieren hingegen nicht von diesen Entwicklungen. Im Gegenteil, hier könnten die niedrigen Sparzinsen und Spekulationen mit Immobilien die finanzielle Situation verschärfen. Erst wenn die Geldpolitik die reale Wirtschaft positiv beeinflusst, käme es zu Verbesserungen.

Inflation und Blasenbildung

Ob die Anleihenkäufe sich auf die Inflation niederschlagen ist nicht sicher. Diverse Zentralbanken versuchten sich in der Erzeugung von Inflation, jedoch oft mit überschaubarem Erfolg. Stattdessen könnte es zu Preiserhöhungen bei Vermögensgegenständen wie Aktien oder Immobilien kommen. Wenn sich Aktienkurse weit über den real erwirtschaften Gewinnen entwickeln, könnte dies mittelfristig problematisch werden und zu Finanzblasen führen.

Strukturreformen

Wenn die EZB Staatsanleihen kauft, sinken die Zinsen der Schuldtitel an den Finanzmärkten. Dadurch können sich (Krisen)länder günstiger refinanzieren, müssen weniger Geld für Zinszahlungen einplanen und haben somit mehr Geld zur Verfügung. Dieser Umstand nimmt aber nicht nur den finanziellen sondern auch den Reformdruck. Die gewonnene Zeit sollte dementsprechend auch für systematische Änderungen verwendet werden.

Haftungen

Durch den massiven Ankauf von Staatsanleihen, geht die EZB Haftungen ein. Sollten diese schlagend werden, könnte es sich dies je nach Höhe des Ausfalls, auf die Haushalte der Mitgliedstaaten auswirken, da die EZB regelmäßig Dividenden an die nationalen Notenbanken ausschüttet. Zu einem Konkurs wie bei herkömmlichen Banken könnte es – solange der Euro als Zahlungsmittel anerkannt wird – nicht kommen, da der Nachschub im eigenen Haus gedruckt werden kann.

Bild: Thorben Wengert / pixelio.de