Studie der Uni Leipzig zur Zukunftseinschätzung deutscher Stadtwerke

Die Uni Leipzig hat unter Federführung von Dr. Rottmann eine Studie unter den deutschen Stadtwerken durchgeführt, um rauszufinden wie diese die Herausforderungen der Energiewende meistern.

Den Link zum Download der Studie finden sie hier.

Hier wurden in 67 Stadtwerke deutschlandweit befragt. Dabei zeigte sich:

Die Energiewende sieht die Mehrzahl der GeschäftsführerInnen als größte Herausforderung für ihre Unternehmen und rechnet mit sinkenden Ergebnisbeiträgen in den kommenden fünf Jahren aus den Hauptgeschäftsfeldern Vertrieb von Strom und Gas sowie Netzbereitstellung für Strom.

Als Ursachen hierfür werden die durch die Energiewende herbeigeführten steigenden Preise durch die notwendige Förderung von erneuerbaren Energien, die insgesamt transparenteren Preise und die somit erhöhte Wechselbereitschaft der KundInnen angeführt.

Jedoch wird die Energiewende als Möglichkeit gesehen mit dem Label „grüner Strom“ versehene Stromtarife auch mit einem höheren Preis am Markt zu platzieren und sich somit von Billigstromanbietern absetzen zu können.

Auch die verstärkte Nutzung privater Photovoltaikanlagen wird hier als Bedrohung wahrgenommen.

Weiters sehen sich viele EntscheidungsträgerInnen gezwungen neue Geschäftsfelder zu beschreiten. Dabei eröffnen sich jedoch durch eine ausgeprägte Konkurrenzsituation vor allem im Bereich der Energiedienstleistungen neue Spannungsfelder. Zudem sind die Gewinne aus den neuen Geschäftsfeldern oft noch nicht in der Lage Verluste aus dem Altgeschäft abzudecken.Insbesondere größere Stadtwerke mit über 500 MitarbeiterInnen sehen sich unter Druck.

Die Erschließung neuer Geschäftsfelder bedarf der Investition, hierfür sehen sich 78% der Stadtwerke gut aufgestellt und in der Lage diese zu stemmen.

In den Kommunen tragen die Stadtwerke oft zum Budget beiDies zeigt sich durch das Verhältnis von Nettofinanzverschuldung zu Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen EBITDA(1) als wichtigster Indikator zur Finanzierungkraft bzw. der Rückzahlungsfähigkeit des Unternehmens. Nur wenige sind ein einem „kritischen“ Bereich des Verhältnisses von Nettofinanzverschuldung zu EBITDA von über eins zu drei .

Diese Investitionen werden zunehmend wichtiger. So gaben 72% der befragten Unternehmen an die Investition in neue Geschäftsfelder, 67% die Verstärkung von Kooperationen und 58% die Investition in bestehende Geschäftsfelder als Strategien und Maßnahmen für die Zukunft zu sehen.

Dem zugrunde liegt die Sichtweise, dass die Anpassung des Geschäftsmodells an die Anforderungen der Energiewende mit 52% als wichtigster Treiber des Wandels begriffen wird.

Jedoch sehen lediglich 19% die Digitalisierung als Treiber des Handelns.

Zurück in der Betrachtung der Investitionsentscheidungen, werden die meisten Beschlüsse über die Renditeerwartung mit 78% und über die Notwendigkeit von Ersatzinvestitionen mit 75% der Nennungen getroffen. Dies ist jedoch oft ein Nachteil für die Investition in erneuerbare Energien – diese werfen kaum noch Renditen ab. Wenn jedoch z.B. alte Kohlekraftwerke abgeschaltet werden müssen, wird oft über erneuerbare Energieträger nachgedacht. Die Sektorkopplung eröffnet hier neue Kombinationen und Betätigungsfelder.

Bei Betrachtung der Finanzierungsseite zeigen sich tlw. unterschiedliche Rahmenbedingungen. Dennoch sehen sich die meisten Befragten für die anstehenden Investitionen gut gerüstet.

Die Befragten gehen zudem davon aus, dass die Haupteigentümer bereit sind auf Ausschüttungen zu verzichten (28%), das Eigenkapital zu erhöhen (27%), Cash Pooling zu betreiben (25%) bzw. Garantien und Bürgschaften zu stellen (21%). Klar ersichtlich wird, dass hier klassische bankenlastige Finanzierung mit 70% der Nennungen dominiert.

Fördermittelkredite wie KfW, Konsortialkredite und Schuldscheindarlehen sind eher seltener. Der Kapitalmarkt wird kaum genutzt. Neue Finanzierungsinstrumente werden innerhalb der nächsten fünf Jahre nicht erwartet. Insgesamt zeigte sich, dass die deutschen Stadtwerke vor einer Zeit der Veränderungen und Umbrüche stehen, diese sich jedoch als dafür gut gerüstet einschätzen.

(1) EBITDA: Earnings before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization. Als Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen eine Kennzahl, die es erlaubt das erwirtschaftete Ergebnis einer Periode um Zinsen, Steuern und Abschreibungen zu bereinigen und eine Aussage über die Ergebnisstärke abseits externer Einflüsse (Steuern und Zinsen) zu treffen.

Bild: Uwe Schlick / pixelio.de