Strategischen Ansatz für Arzneimittel in der Umwelt

Die Europäische Kommission hat ihr Vorgehen zu den Risiken und Herausforderungen durch Arzneimittel in der Umwelt präsentiert. In dem vorgelegten „Strategischen Ansatz für Arzneimittel in der Umwelt“ werden sechs Handlungsfelder beschlossen, bei welchen Verbesserungspotential besteht. Gegenstand des strategischen Ansatzes sind sowohl Human- als auch Tierarzneimittel. Die Handlungsfelder decken alle Abschnitte des Lebenszyklus von Arzneimitteln ab: Von der Entwicklung und Herstellung bis hin zur Entsorgung und Abfallwirtschaft entsprechend der Kreislaufwirtschaft. Sie beinhalten Maßnahmen, mit denen die Aufklärung verbessert und eine umsichtige Anwendung gefördert werden soll. Außerdem geht es um die Verbesserung von Ausbildung und Risikobewertung, Überwachungsdatenerhebung, die Schaffung von Anreizen für eine umweltfreundliche Gestaltung, die Reduzierung der Emissionen aus der Herstellung und des entstehenden Abfalls sowie eine verbesserte Abwasseraufbereitung.


Unsachgemäß entsorgte Arzneimittel sind eine Gefahr für aquatische sowie terrestrische Tier- und Pflanzenarten, da sie etwa deren Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen, auf eine ihr Überleben gefährdende Art und Weise ihr Verhalten beeinflussen oder direkt toxisch wirken. Weiter verstärken nicht fachgemäß entsorgte Arzneimittel das schwerwiegende Problem zunehmender globaler Antibiotikaresistenzen.
Die Kommission wird die Entwicklung im Bereich der Aufgaben aus der Mitteilung beobachten und fordert die Mitgliedstaaten sowie andere Interessenträger auf, ebenfalls tätig zu werden.

Folgende Handlungsfelder wurden festgelegt:


Sensibilisierung und Förderung der umsichtigen Verwendung von Arzneimitteln: Dadurch soll das Risiko für die Umwelt, das zum Teil auch durch diese verbreitet wird, direkt an der Quelle verringert werden. Den Mitgliedstaaten und dem medizinischen Fachpersonal kommen in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle zu. Von Seiten der EK sollen Fachtagungen abgehalten, zur Finanzierung bestimmter Ausbildungsprogramme beigetragen und sichergestellt werden, dass einschlägige Rechtsvorschriften angenommen, umgesetzt und durchgesetzt werden.


Unterstützung der Entwicklung von weniger umweltschädlichen Arzneimitteln sowie die Förderung einer umweltfreundlicheren Produktion: Die Pharmaindustrie soll ermutigt werden, die Umwelt bereits in der Entwicklung und Produktion auf Sicht des Lebenszyklus der Arzneimittel stärker zu berücksichtigen.


Verbesserung der Umweltrisikobewertung und ihrer Überprüfung: Es ist wichtig, dass die Risikobewertung und die Entwicklung von Leitlinien koordiniert und alle relevanten Fachkenntnisse einbezogen werden. Der Datenaustausch und der verbesserte Zugang zu Daten könnten ein besseres Risikomanagement ebenso erleichtern,  wie die rückwirkende Umweltverträglichkeitsprüfung für mehrere bereits auf dem Markt befindliche Produkte und die frühere Verfügbarkeit der Daten zur Risikobewertung für Humanarzneimittel.


Reduzierung der Verschwendung und Verbesserung der Abfallwirtschaft: Weniger Verschwendung von Arzneimitteln und ordnungsgemäße Entsorgung verringern das Risiko für die Umwelt. An einigen Standorten kann eine „fortschrittlichere Abwasserbehandlungstechnologie“ angebracht sein. Die Begrenzung der diffusen Emissionen an der Quelle aus Tierhaltung wird als besonders notwendig gesehen.


Erweiterung der Umweltüberwachung: Die Erhebung und Verwaltung von Umweltdaten basiert weitgehend auf dem Gemeinschaftsrecht und/oder wird durch EU-Mittel unterstützt. Die Kenntnis der Konzentrationen von Arzneimitteln in der Umwelt würde es ermöglichen, die Umweltverträglichkeitsprüfungen zu verbessern und die Maßnahmen gezielter zu gestalten, insbesondere wenn die Überwachung auf bestimmte Bereiche der Umwelt ausgedehnt würde, gegebenenfalls unter Einbeziehung der Beteiligten.

Füllen von Wissenslücken: Obwohl die oben genannten Maßnahmen einige Forschungsarbeiten umfassen, könnte die Fähigkeit, das Risiko zu managen, von der Forschung in anderen Bereichen profitieren. Die Kommission wird daher die Unterstützung weiterer Forschungsarbeiten in Betracht ziehen, auch im Rahmen des nächsten mehrjährigen Finanzrahmens der Union.

Der gesamte strategische Ansatz steht hier als Download zur Verfügung.

Der VÖWG plant zur gemeinsamen Beurteilung des strategischen Ansatzes eine Arbeitsgruppe einzurichten. Wir bitten Sie uns sobald wie möglich Bescheid zu geben, ob Interesse an einer Teilnahme besteht.

Foto: Rainer Sturm  / pixelio.de